Der Norden der Bretagne oder die Dolmenjäger

Wilde Küsten mit schroffen Felsen! Das Meer brandet bei Flut an die Küste! Die Landschaft ist sehr vielseitig und alte Kulturen haben überall ihre Spuren hinterlassen. Die Menschen sind sehr freundlich und offen. Frischer Fisch, Meeresfrüchte und leckerer Cidre lassen auch keine kulinarischen Wünsche offen. Wir sind einfach begeistert von der Bretagne!

Unserer 12- tägige Reise im Mai, starten wir wie immer ziemlich planlos- das Einzige was wir sicher wissen ist, dass wir diesmal den Norden der Bretagne erforschen wollen. Wir entscheiden uns diesmal, nicht die Autobahn zu nehmen, sondern fahren gleich von Karlsruhe aus über den Rhein nach Frankreich. Es geht über Haguenau durch die Vogesen, an Sarrebourg, Luneville, Saint Diezier nach Paris. Paris umfahren wir großzügig und landen dann Abends in Chartres. Hier finden wir in zentrumsnähe einen kostenfreien Parkplatz für unsere erste Übernachtung.

Chartres

Schon lange bevor wir Chartres erreichen ist das Wahrzeichen der Stadt, die Kathedrale Notre-Dame de Chartres sichtbar. Die Kathedrale wird von Pilgern besucht um ein Seidentuch der Jungfrau Maria zu sehen. Sie wurde 1979 in die UNESCO- Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.  Die mittelalterliche Stadt ist noch teilweise von Wällen, einer  Stadtmauer und Toren umgeben. Enge Gassen führen uns am nächsten Morgen durch dieses Kleinod.

Dann geht es weiter mit unserem Wohnmobil über kleine Strassen in die Nähe von Alecon nach Magny- le- Desert. Hier entdecken wir ein wunderschönes Flusstal „Les Gorges de Villiers“  mit einem gut ausgeschilderten Wanderweg von 2,5 km, der circa 1,5 Stunden dauert. Da  wir keine Eile haben, machen wir die Wanderung und werden mit schönen Eindrücken belohnt. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz landen wir dann schlussendlich in Juvigny-Sours-Andaine in der Normandie. Hier gibt es einen schönen kostenfreien Stellplatz im Ort am Berghang mit weitem Blick über die Ebene.

Wir beschließen am nächsten Morgen die Reise durch die Bretagne über Saint- Brieuc  bis nach Guerlesquin  ohne große Unterbrechungen fortzusetzen. In Guerlesquin, endlich auch in der Bretagne im Department Finistiere, machen wir dann wieder eine längere Pause und besichtigen das Dorf mit seinen knapp 1300 Einwohnern. Der große Platz im Dorf ist nett anzusehen mit einer schönen Kirche und dem alten Brunnen.

Huelgoat

Der nächste Halt ist in Huelgoat , diesen Ort sollte man möglichst nicht verpassen. Wir sind eigentlich durch Zufall, wie fast alle unsere Stationen, hier vorbeigefahren und der Ort ist leider auch sehr touristisch und überlaufen. Jedoch nicht ohne Grund. Hier gibt es einen Weg in ein fantastisches Felsenmeer, das sich vom See über eine Schlucht hinweg entlang der Rivière d’Argent durch den Wald schlängelt. Diese Felsen entstanden im Erdinneren aus ursprünglich flüssigem Gestein, dass durch die natürliche Erosion im Laufe der Jahrtausende aufgedeckt wurde und liegen da als hätte ein Riese mit ihnen Fußball gespielt. Wir spazieren ein Stück in diese bizarre Welt und besichtigen die Teufelsgrotte!

Da wir möglichst bald an die Küste wollen, fahren wir weiter bis nach Chateaulin, wo wir gemütlich Cafe trinken und uns etwas Süßes zu Gemüte führen. Eigentlich ein Pflichtprogramm bei den leckeren Patisserien in Frankreich.

Plage de Lostmarch

Die Nacht wollen wir nun endlich am Meer verbringen. Also fahren wir an einen empfohlenen Stellplatz in Morgat. Der Platz ist ziemlich voll und die Camper stehen Seite an Seite. Ein Ehepaar sitzt direkt neben der Ver- und Entsorgungsstation auf Ihren Campingstühlen und genießen ein Glas Wein, während wir unsere Toilette entleeren. Das ist nun wirklich nichts für uns- nichts wie weg!

Nachdem unser Womo wieder einsatzbereit ist geht es weiter. Über die kostenlose Navigations- App Navigator halte ich Ausschau nach Parkplätzen, die für die Nacht geeignet sein könnten. Der erste Parkplatz ist für Wohnmobile gesperrt, doch ein paar Kilometer weiter finden wir einen Parkplatz in der Nähe vom Plage de Lostmarc’h, der zwar einen Sperrbalken für höhere Fahrzeuge hat, jedoch ein paar Plätze davor auch für größere Gefährte. Auf dem Platz ist reges Treiben, wir sind auf einen Surferspot gestoßen. VW- Busse und alle möglichen andere selbst ausgebauten Fahrzeuge stehen herum.  Hier sind wir richtig, auch wenn wir das Meer von hier nicht direkt sehen. Also wird ein Baguette, Käse, Wurst und eine Flasche Rotwein eingepackt und wir folgen den Surfern einen schmalen Weg zum Strand. Wir landen an einer tollen Bucht und genießen den Sonnenuntergang von den Dünen aus während die Surfer ihr Glück auf den Wellen versuchen.

Glücklich!

Camperleben- Anekdote

Als wir wieder zum Platz zurückkommen beschließen wir die nette Atmosphäre hier noch ein wenig vor unserem Womo zu genießen. Franz geht in unser Womo und holt Getränke. Er schließt die Schiebetüre mit Schwung und plötzlich schaut er mich fragend an- Hast du deinen Schlüssel dabei?  Ich habe den Schlüssel natürlich im Rucksack gelassen, der auch im Womo liegt!!!

Was nun? Wir haben uns ausgesperrt, es ist schon dunkel und spät, der nächste Ort ist ein paar Kilometer entfernt. Unsere Nachbarn ein junges Paar aus Holland bietet uns auf Nachfrage ihren Werkzeugkasten an, um in unser Womo einbrechen zu können. In kurzer Zeit steht eine Gruppe Leute um unser Womo herum und beratschlagt was wir tun können. Da entdecke ich, dass wir das Schlafzimmerfenster (Größe circa 60 cm x 30 cm) offen gelassen haben. Auf der Suche nach einem Kind, dass klein genug ist um durch das Fenster zu klettern, gehe ich über den Platz. Eine französische Großfamilie sitzt zum Glück noch draußen und ich frage ob jemand englisch spricht. Ein junger Vater versteht unser Problem und fragt die anwesenden Kinder wer uns helfen will. Ein Junge von vielleicht 6 Jahren ist mutig und erklärt sich bereit uns zu helfen. Der Vater macht eine Räuberleiter und hilft dem kleinen Helden in das Fenster zu steigen, ein anderer Helfer leuchtet mit der Taschenlampe ins Womo, damit der Junge etwas sieht. Wir drücken das Bett runter und mit Hilfe des Vaters und den Umstehenden gelingt es, dem Jungen zu erklären wie er vom Bett runter klettern soll und von innen die Schiebetüre öffnen kann. Als die Tür aufgeht, bekommt der kleine Held erst mal einen großen Applaus und alle verschwinden wieder an ihre Plätze. Ich suche nach ein paar Minuten den kleinen Helden und bedanke mich nochmal ganz herzlich für seinen Mut und seine Hilfe und stecke ihm noch eine Spende für seine Sparkasse zu.

Das war ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden. Die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt auf Reisen ist einfach wunderschön!

Pointe de Dinan

Nach diesem erlebnisreichen Abend schlafen wir sehr gut und brechen am nächsten Morgen Richtung Pointe de Dinan auf. Hier gibt es auch die Möglichkeit eine schöne Rundwanderung mit fantastischen Ausblicken auf die Klippen zu machen.

Camperleben- Anekdote

In der Nähe von Camaret-Sur-Mer entdecken wir wieder einen Parkplatz direkt am Ufer auf einer Klippe, abseits der touristischen Routen, wo wir beschließen den Nachmittag gemütlich am Strand in einer einsamen kleinen Bucht ausklingen zu lassen. Es ist ein schönes Erlebnis die Ebbe und Flut zu erleben. Als wir am Parkplatz ankommen, stehen dort bereits zwei Vans mit zwei jungen französischen Paaren. Diese kommen zu uns herüber und bieten uns in einem Netz Krabben an, die sie gerade gefangen hatten. Wir lehnen dieses freundliche Angebot ab, da Franz nicht weiß wie man sie zubereitet. Nachdem wir dann am Strand gefaulenzt hatten und zurück zum Auto kamen, waren die jungen Leute gerade dabei die Krabben vorzubereiten. Franz war neugierig und fragte nach wie es geht. Daraufhin bot einer der Männer an, ihm die einzelnen Schritte zu zeigen und hat dann sogar für uns eine der Krabben mit gekocht. Wieder ein so tolles Erlebnis!

Camaret-Sur-Mer

Der nächste Tag beginnt mit der Besichtigung von Camaret-Sur-Mer. Ein netter Ort, in dem wir ein typisch französisches Frühstück mit Cafe und Croissants am Hafen einnehmen.Dann besichtigen wir den Pointe des Espagnols . Das Kap der Crozon Halbinsel ist der nördlichste Punkt und ist ein wichtiger strategischer Punkt für Frankreich. Der Name kommt daher, dass im Jahre 1594 die Spanier hier landeten und die Bewohner des Ortes Roscanvel zum Bau einer kleinen Festung zwangen. Man kann von hier aus das Kap Pointe de Penhir und die Stadt Brest sehen.

 
In Le Fret gibt es dann Mittagessen, gepflegt unter dem Sonnenschirm- man soll nicht meinen als Camper pflegt man keine Kultur!
 
 
Die Stadt Brest wird dann nur durchquert, diese Industriestadt hat eine riesige Festung und einen großen Militär- und Industriehafen. Uns war mal wieder zu viel los hier und wir wollen wieder in die Natur. An der Küste entlang fahren wir weiter und müssen feststellen, dass hier keine freien Stellplätze zu finden sind. Überall Verbotsschilder für Womos. In Ploumoguer sind wir dann endlich fündig geworden. Hier gibt es einen offiziellen Stellplatz für Wohnmobile, der auch noch kostenlos ist. Der Stellplatz ist toll angelegt und bietet auch Platz für größere Wohnmobile, ist aber auch das Einizige was der Ort zu bieten hat.
 

Menhir de Kerloas

Nachdem wir bereits einige Menhire und Dolmen gesehen haben, wollen wir am nächsten Tag den höchsten Menhir Frankreichs besichtigen. Dieser steht in der Nähe von Plourazel – er war 12 Meter hoch ist aber durch einen Blitzschlag auf 10 Meter gekürzt worden. Er steht schon seit 5000 vor Christus in der Landschaft.
 

Lampaul- Plourazel

Dann geht es wieder an die Küste. Es ist bretonisches Wetter- Wind und leichter Regen und dann wieder Sonnenschein- herrlich! Wir machen einen ausgiebigen Spaziergang an der wilden Küste von Lampaul- Pourazel. Hier gibt es einen ganz schönen Stellplatz, den wir aber nicht nutzen. Weiter geht es auf der Jagd nach Menhire. Wir besichtigen den Menhir de Kergadiou und den Menhir de Kerouezel. 

Nach soviel Kultur geht es weiter nach Landuvez hier finden wir den netten unaufgeregten Ort Argenton. Hier verbringen wir einen gemütlcihen Nachmittag und beschließen auf einem Parkplatz zu übernachten und uns einen schönen Abend im Restaurant Les Chardons Bleus zu gönnen. Wir waren begeistert von der Küche dort.

Corn Ar Gazel

Weiter geht es auf Dolmenjagd 🙂 in der Nähe von Corn Ar Gazel gibt es wieder einen ziemlich großen Dolmen den wir besichtigen und wir finden auch wieder einen wunderschönen Parkplatz als Übernachtungsplatz direkt am Meer! Ein weiterer Tag am Meer mit einem ausgedehnten Strandspaziergang an dem wir die Seele baumeln lassen.

Über Saint- Pabu geht es nun ein stück im Landesinneren weiter, da wir leider nicht die Zeit haben die Küste mit all ihren kleine Buchten ausgiebig zu erkunden. Die Fahrt an der Küste entlang ist in dieser Gegend mit sehr vielen Kurven verbunden und daher sehr zeitaufwändig. Wir nehmen den direkten Weg weiter über Treglonou,  Lannilis, Plourguerneau nach Brignon- Plage an den Phare de Pontusval.

Wir besichtigen dann den Menhir de Menoignon und dem Menhir de Men Marz .

Plouescat

Am Roch Men Goubaz finden wir einen Aussichtspunkt mit Parkmöglichkeit, der zum Übernachten einlädt. Der Wind pfeift uns um die Ohren und es ist total einsam, so dass wir auch nicht befürchten müssen Gesellschaft für die Nacht zu bekommen.

Roscoff ist eine Kurstadt in der Bretagne, die wir uns am nächsten Tag ansehen wollen. Leider spielt das bretonische Wetter mal wieder verrückt, so das wir diese schöne- jedoch auch sehr touristische Stadt direkt am Meer in Nebel und Wolken ansehen müssen.  An der Küste entlang fahren wir bis nach Morlaix und bewundern die Flussmündung die bei Ebbe kaum Wasser führt.

Als nächstes steht wieder Kultur auf dem Programm- wir besichtigen den Crain von Barnenez.

Weiter an der Küste entlang mit immer wieder tollen Aussichtspunkten bis nach Trebeurden.Hier gibt es eine Allee Couverte die wir besichtigen. Nach einigen weiteren Menhiren und Dolmen erreichen wir am Abend dann Tregastel. Hier übernachten wir auf dem Camping Tourony.

Campingplatz Camping Tourony

Natürlich sollte man auch die bekannten touristischen Orte bei einer Reise nicht auslassen. Daher beschließen wir uns noch die Cote de Granit Rose zu besichtigen. Die Felsenlandschaft dieser Küste ist sicherlich sehr beeindruckend, jedoch auch sehr überlaufen. Wir waren an einem normalen Wochentag, außerhalb der Saison dort und trotzdem waren sehr viele Menschen dort unterwegs. Obwohl es ziemlich kalt war mit 14 Grad und bewölkt.

Plouha

Weiter geht es dann für uns wieder in die Einsamkeit, die wir einfach mehr schätzen. Nach einigem Suchen finden wir bei Plouha einen Aussichtspunkt an dem wir übernachten können. Später gesellt sich noch ein Freicamper in einigem Abstand zu uns. Wir unternehmen noch einen Spaziergang und genießen die Klippen an diesem Ort.

Nun geht es in großen Schritten wieder nach Hause. Auf dem Rückweg besichtigen wir noch einen netten Ort Les Andelys den wir besichtigen. Wir übernachten in Bresles auf dem zentralen Platz und gönnen uns mal wieder einen Restaurantbesuch. Leider war das Essen weniger gut, definitiv keine Empfehlung, auch der Ort hat wenig zu bieten.

Wir fahren diesmal eine etwas außergewöhnliche Route durch Belgien und Luxemburg zurück. Hier bestehe ich darauf in Belgien Pommes Frites zu essen 🙂

Unseren letzten Reisetag schließen wir kurz vor unserer Haustüre noch in Klingenmünster auf der Burg Landeck bei einer Schorle ab. Diese Region empfehle ich allen Wanderfreunden unter Euch!

Aussicht von der Burg Landeck

Übernachten:

Wandern:

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2 Kommentare zu „Der Norden der Bretagne oder die Dolmenjäger“

    1. Liebe Claudia,
      vielen Dank für die tolle Rückmeldung, das freut uns sehr. Ja die Bretagne hat es uns auch angetan, kaum sind wir weg vermissen wir die Region schon wieder! Am meisten liebe ich die wilden Klippen am Meer, wenn man ausgedehnte Spaziergänge macht und der Wind um die Ohren pfeift. Euch auch eine gute Zeit und viele tolle Abenteuer!
      Viele Grüße
      Elke

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